Bhutan – Wo das Bruttonationalglück den Blutdruck senkt

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Reisebericht aus dem Märchenland

Geschrieben von Barbara Grail, Fotos von Dr. Korbinian Gauß

Tag 1 – Willkommen im Land des Donnergottes

Wenn im Flugzeug eine Königin sitzt, ist das entweder ein Zeichen für gutes Karma oder ein Update der Business Class. In unserem Fall hoffentlich ersteres. Mit der Ankunft in Paro begann ein Abenteuer zwischen Wolken, Windpferden und Weisheiten. Am Flughafen: Empfang mit einem Khadar – einem weißen Segensschal, der uns die spirituelle Tür zu Bhutan öffnete.

Die Fahrt nach Thimphu ließ uns staunen: Verkehrsregeln scheinen hier auf Achtsamkeit zu beruhen statt auf Hupen – der Straßenverkehr meditiert quasi mit. Schilder mit „Achtung Tiere“ statt „Vorfahrt beachten“ und flatternde Gebetsfahnen wie Poesie im Wind – Bhutan begrüßte uns mit sanfter Wucht.

In Thimphu erkundeten wir den CSI-Markt: eine Schatzkammer für bhutanesisches Kunsthandwerk und Delikatessen. Ein Supermarkt, der Superlativen verdient – für Kenner und achtsamen Konsum. Wir spazierten durch die sauberen Straßen der Hauptstadt, genossen erste Begegnungen mit freundlichen Menschen, und ließen uns auf das ein, was Bhutan uns lehrte: Nicht Hetzen. Einfach sein.

Tag 2 – Papier, Puls und Pujas

Unser zweiter Tag begann mit Zellulose und Zen: In einer traditionellen Papierfabrik bestaunten wir, wie aus Maulbeerbaumrinde wahre Kunstwerke werden. Jeder Papierschnipsel scheint hier einem höheren Zweck zu dienen. Mit wieviel Hingabe die Menschen hier arbeiten! Ab sofort werden unsere Geschenke nur noch in bhutanesisches Papier gehüllt. Nachhaltig, einzigartig, und aufgeladen mit fernöstlicher Wärme.

Danach fühlte sich der Tag ein wenig an wie ein Medizinkongress in Shangri-La. Im Krankenhaus für traditionelle Medizin, genauer gesagt im Institute for Traditional Medicine Services, empfing uns ein Professor, dessen Ruhe ansteckender war als Baldriantee. Gemeinsam mit ihm sprachen wir über tibetische Heilkunst, die Verwandtschaft zur TCM und die große Rolle, die geistige Gesundheit in der Therapie spielt. Akupunktur, heiße Kräuterstempel, Dampfbäder – wir waren nicht Patienten, sondern Pilger.

Die Botschaft des Professors blieb haften wie eine goldene Gebetsfahne im Herzen: Gesundheit ist die Harmonie aus gutem Schlaf, ausgewogener vegetarischer Ernährung, Bewegung und menschlicher Wärme. Wir nickten ehrfürchtig, unser Guide zuerst skeptisch, meldete sich am Ende der Sitzung freiwillig zur Akupunktur.

Am Abend durften wir einem besonders seltenen buddhistischen Ritual beiwohnen, das nur einmal im Jahr öffentlich abgehalten wird: Pangri Zampa Kurim. In dem gleichnamigen Kloster werden spezielle Gebete für Frieden, Heilung und den Schutz der Nation durchgeführt. Der Höhepunkt: ein eindrucksvoller, traditioneller Maskentanz, der nicht etwa auf einem Platz, sondern im Tempel selbst stattfand. Wie in Trance saßen wir auf Kissen, umgeben von geheimnisvollen Trommeln, Gesängen und der anmutigen Kraft der Tanzenden. Karma-Level: kosmisch.

Tag 3 – Kunst, Käse und Kolosse

Heute stand Bewegung auf dem Plan – physisch wie geistig. Die Wanderung zum Cheri Kloster führte uns durch Pinienwälder, vorbei an murmelnden Bächen und flatternden Gebetsfahnen. Die Wandmalereien dort? Ein Feuerwerk der Farben und Symbole. Unsere Begeisterung für bhutanische Kunst begann hier zu blühen wie die Rhododendren am Wegesrand.

Zurück in Thimphu entdeckten wir auf dem Bauernmarkt das kulinarische Bhutan: Fiddlehead-Farne, die aussehen wie grüne Schnecken und schmecken wie zartes Glück, Yak-Käse (nicht für jeden Magen gemacht), frische Kräuter, unbekannte Pilze und lächelnde Verkäuferinnen mit wettergegerbten Gesichtern. Regional, saisonal und voller Seele.

Am Nachmittag Besuch beim Buddha Dordenma – 53 Meter messend, glänzend und innerlich mit über 100.000 kleineren Buddha-Statuen gefüllt. Eine Metapher fürs Leben: außen imposant, innen reich. Hier erfuhren wir mehr über Guru Rinpoche (Padmasambhava), den tantrischen Meister aus dem 8. Jahrhundert, der Bhutan mit dem Buddhismus segnete, und den Gründervater Zhabdrung Ngawang Namgyal, der das Land vereinte.

Dann: Weiterfahrt nach Punakha über kurvige Passstraßen, durchzogen von Lungtas (Windpferden) und Landschaften, die so schön sind, dass sie sich direkt ins Herz meißeln. Unser Fahrer fuhr mit Zen-Gelassenheit – die Reifen auf der Straße, der Geist auf dem Pfad der Achtsamkeit.

Tag 4 – Homestay und Herzwärme

In Punakha angekommen, wurden wir in einem traditionellen Bauernhaus im Dorf Chimi Lhakhang herzlich empfangen. Die Gastgeberin, ihre zwei Großtanten mit Gebetsmühlen und der kleine Sohn hießen uns mit Suja (salziger Buttertee) und geröstetem Reis willkommen. Die Küche? Ein warmer Ort mit viel Lachen und dampfenden Töpfen.

Wir lernten, wie man Ema Datshi (Chili-Käse), Pilze in Sahnesauce und andere bhutanische Nationalgerichte zubereitet – und durften alles selbst mitkochen. Das Abendessen war nicht nur köstlich, sondern auch ein Fest der Begegnung. Wir schliefen wie Könige – in einem Haus aus Holz und Lehm, restauriert mit Liebe und Tradition.

Tag 5 – Der heilige Wahnsinn

Nach einer gewittrigen Nacht spazierten wir am Morgen durch das Dorf – und entdeckten eine Vielzahl von bemalten Phallussen an den Hauswänden. Der Grund: Drukpa Kuenley, auch bekannt als der „Divine Madman“, ein tibetischer Lama des 15. Jahrhunderts, der durch Sex, Humor und Alkohol den Buddhismus verbreitete. Seine unorthodoxe Art machte ihn zur Legende – und das Dorf zur Pilgerstätte für Fruchtbarkeit.

Wir besuchten den Tempel Chimi Lhakhang, saßen in Stille mit Mönchen und nahmen an einem Fruchtbarkeitsritual teil.
Danach ging es weiter zum Punakha Dzong – dem „Palast der Großen Glückseligkeit“, an der Mündung zweier Flüsse. Erbaut im 17. Jahrhundert, prachtvoll bemalt und voller Geschichte.

Wir überquerten die längste Hängebrücke Bhutans, wackelig aber eindrucksvoll, und wanderten zum Khamsum Yulley Chorten – einer Stupa mit Blick über das Punakha-Tal. Dort, welch Zufall, hielt gerade die Queen Mother ein Ritual ab. Gutes Karma, die Dritte.

Tag 6 – Kraniche, Klassenzimmer und Kugeln

Früh am Morgen wachten wir in unserer nachhaltigen Lodge im Phobjikha-Tal auf – mit Blick auf eine Gruppe Geier, die sich im Fluss badeten. Ein seltener Anblick. Und ein Gänsehautmoment.

Anschließend Besuch einer örtlichen Schule: Die Kinder höflich, diszipliniert und fröhlich. Wir hielten sogar eine kleine Unterrichtsstunde in der sechsten Klasse – Englisch, mit vielen Fragen und strahlenden Augen. Auch die Erstklässler konnten schon erstaunlich gut Englisch – beeindruckend.

Danach statteten wir den berühmtesten Bewohnern Bhutans einen Besuch ab: Pema und Karma, zwei Schwarzhalskraniche, die aufgrund von Verletzungen nicht mehr fliegen können, aber im Rehabilitationszentrum liebevoll gepflegt werden. Die Arbeit dort: ein Paradebeispiel für gelebten Naturschutz.

Ein Spaziergang durch blühende Wiesen, vorbei an freilaufenden Yaks rundete den Tag ab. Am Abend übten wir uns im traditionellen Bogenschießen. Die Scheibe: winzig. Die Trefferquote: symbolisch. Der Spaßfaktor: gigantisch.

Tag 7 – Rhododendren und Wunderwesen

Wir fuhren von Phobjikha zurück nach Paro – mit einem Zwischenstopp beim Rhododendron-Festival. Farben, Tänze, Masken – Bhutan feierte die Blütezeit. Wir versuchten uns erneut im Bogenschießen und Dart – diesmal mit geringfügiger Verbesserung (also: ein Pfeil landete in der Nähe des Zielbereichs).

In Thimphu besuchten wir die Hochschule für Kunsthandwerk: Schüler schnitzten Masken, nähten Roben, malten Mandalas. Selten haben wir junge Menschen so konzentriert und stolz arbeiten sehen. Die Ausbildung hier ist tief verwurzelt in Tradition, verbunden mit moderner Disziplin.

Dann noch ein Ausflug zum Nationaltier Bhutans – dem Takin. Halb Ziege, halb Kuh, ganz Legende. Laut Überlieferung schuf ihn Drukpa Kuenley nach einem Gelage – ein biologisches Wunder auf vier Hufen.

Tag 8 – Himmelswanderung

Frühmorgens Aufbruch zum legendären Bumdra Trek. Der Aufstieg führte durch Wälder voller blühender Rhododendren in Weiß, Pink und Rosa. Auf dem Weg: Gespräche mit anderen Wanderern, ein Kloster als Mittagsstation und ein Camp mit Blick auf die Welt.

Oben angekommen: Weite. Pferde. Yaks. Eine kleine Stupa. Und eine Atmosphäre, die stiller war als jeder Gedanke. Zur Teatime wurden wir mit Keksen und Geschichten versorgt, der Sternenhimmel in der Nacht: astronomisch überwältigend.

Tag 9 – Tiger, Tempel und Thai-Mönche

Wir erklommen das berühmte Tigernest-Kloster – Taktsang Palphug. Der Weg war steil, der Lohn himmlisch. Oben wurden wir vom Lama empfangen, der uns mit einem traditionellen Kräutermittel gegen Höhenkrankheit versorgte (hilft wirklich!).

In Paro bummelten wir durch die kleinen Läden, kauften Mitbringsel und besuchten einen der ältesten Tempel des Landes. Dort trafen wir zufällig auf 100 thailändische Mönche, die gerade ankamen – inklusive Buttertee und Käse als Willkommensgruß. Auch für uns.

Die bhutanische Gastfreundschaft war an diesem Tag nicht mehr zu toppen.

Tag 10 – Abschied mit Anmut

Unser Heimflug fiel uns schwer – nicht nur wegen der dünnen Luft, sondern wegen der dicken Herzlichkeit, die wir zurücklassen mussten. Am Flughafen: Wieder königlicher Besuch. Diesmal der König persönlich. Karma-Level: Maximum.
Unser Guide meinte, 2029 sei ein besonders gutes Jahr für eine Rückkehr. Wir haben es uns notiert.

Epilog – Wenn Ruhe ansteckend wird

Bhutan hat uns mehr gegeben als Eindrücke. Es hat uns verändert. Die Menschen hier strahlen eine Ruhe, eine Würde und eine Gelassenheit aus, die ansteckender ist als jedes Virus. Ihre Werte, ihre Ernsthaftigkeit und ihre Gastfreundschaft machen Bhutan zu einem Ort, an dem man nicht nur reist – sondern ankommt.

Wenn alle Menschen dieser Erde ein bisschen mehr wie die Bhutaner wären, wäre diese Welt ein besserer Ort. Und vielleicht, nur vielleicht, haben wir genau das dort gelernt.

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Dadurch, dass ich selbst einige Jahre vor Ort gelebt habe, habe ich die Einblicke in Bhutan, die den klassischen Reiseanbietern fehlen. Erleben Sie eine authentische und individuell zusammengestellt Bhutanreise abseits des Mainstreams. Ich freue mich darauf, Ihnen das Land des Glücks durch meine Erfahrung näherzubringen.

Christian Casanova

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